Über uns
Gender-BeWo ist unser Mutterunternehmen und Gender Care ist als Tochterfirma entstanden. Das dürfen Sie wörtlich verstehen, wir sind ein Familienbetrieb und mit unseren Visionen noch nicht am Ende! Wenn Sie unsere Organisationsstruktur interessiert hier gibt es das vollständige Organigramm .
Die Idee von Gender-BeWo
Als ich im Jahr 2008 das Konzept von Gender-BeWo entwickelte, stürmte der Song „Ganz anders“ von Udo Lindenberg gerade die Charts. Er inspirierte mich, bringt er doch so schön auf den Punkt, was Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder Behinderung oft erleben oder fühlen. Anders sein, aber nicht anders sein dürfen – dieser Satz spielt im Rahmen unserer Sozialisation häufig eine bedeutsame Rolle. Ich selbst, aufgewachsen in einem konservativen Elternhaus, durfte zum Beispiel das Auto meines Vaters nie fahren. Mein Bruder dagegen bekam den Schlüssel mit väterlichem Stolz zur sofortigen ersten Spritzfahrt übereicht, als er frisch den Führerschein hatte. Im weiteren Leben erfuhr ich noch viele „ganz normale“ Diskriminierungen, die allein aus dem Umstand hergerührt haben, dass ich dem weiblichen Geschlecht angehöre. „Mädchen sind brav und Jungs weinen nicht“- dieses Rollenbild lebt noch heute, mancherorts sogar ausgesprochen ausgeprägt. Damit gab ich mich natürlich nicht zufrieden, sonst gäbe es heute Gender-BeWo nicht. Schwierig wird es für uns aber immer, wenn wir uns als individuelle Persönlichkeiten innerlich gegen solche rollenbedingten Erwartungen unseres Gesellschaftsgefüges sträuben und „ganz anders“ sind.
Wie im Song von Udo Lindenberg
„Ganz anders“ sein kann viel Leid auslösen. Einer meiner Jugendfreunde zum Beispiel unternahm als 18-Jähriger einen Suizidversuch, weil er schwul war und glaubte, er habe deswegen seine Lebensberechtigung verloren. Leider sind homosexuelle Menschen auch heute noch starken Diskriminierungen ausgesetzt, selbst in Städten wie Köln, die als tolerant gelten. Durch die Freundschaften zu homosexuellen Männern und zum andern durch meine frauenbewegte Studentinnen-Zeit, in der viel darüber diskutiert wurde, dass „Frauen anders ticken als Männer“, war die Gender-Thematik zunächst mein eigenes biographisches Thema. Im Laufe des Studiums und während der anschließenden vielseitigen Berufstätigkeit als Sozialpädagogin hat sie sich jedoch zum fachlichen Schwerpunkt entwickelt.
Eine ganze Zeit habe auch ich „gendersensible Arbeit“ mit „Frauen- und Mädchenarbeit“ gleichgesetzt und wollte das Konzept für Gender-BeWo als ein spezifisches BeWo für Frauen ausrichten. Wie ein Wink aus dem Universum bekam ich bei meinen damaligen Arbeitgeberinnen aber plötzlich nur noch männliche Klienten mit einer psychischen Erkrankung zugeteilt. Ich machte die Beobachtung, dass (natürlich!) auch Männer einen immensen Druck aus den Rollenerwartungen erleben, die ihrem Naturell zutiefstwidersprechen. Dieser Druck hat ihre psychische Erkrankung verursacht oder je nach Disposition verstärkt. Zum Beispiel litt ein Mann unter starken Depressionen und unternahm im Laufe der Jahre mehrere Suizidversuche, ausgelöst dadurch, dass er die väterliche Firma nicht übernehmen wollte und sich als Versager fühlte. Er war sensibel, künstlerisch begabt und wollte am liebsten „Hausmann“ sein. Ohne Psychotherapie und durch fehlende Rollenperspektiven konnte er sich vom „Versager“-Bild nicht distanzieren. Er erhielt Medikamente, die seine Suizidalität dämpfen sollten. Langfristig hatte sich seine Erkrankung chronifiziert und verschlimmert.
Aus der ursprünglichen Idee eines frauenspezifischen BeWo-Konzeptes entstand in der Folge das mit dem Leitbild einer gendersensiblen Arbeit für Frauen und Männer.
Kurz nach der Zulassung und Anerkennung von Gender-Bewo als Fachdienst der Eingliederungshilfe im August 2008 schickte das Universum im Frühjahr 2009 die erste transidente Klientin. Ich lente ihren besonderen Leidensweg kennen und verdanke ihr eine horizontale Öffnung zum Bild der geschlechtlichen Vielfalt, weg von unseren eingefleischten dichotomen Mustern. Somit war der Weg klar, den Gender-BeWo in der weiteren fachlichen Entwicklung einschlagen musste. In der Summe aller Erfahrungen hat der Begriff „Be-Hinderung“ für mich eine ganz neue Bedeutung angenommen. Schauen wir durch die „Gender-Brille“ auf unsere Gesellschaft, erschließen sich plötzlich viele „hausgemachte“ Teilhabe-Barrieren für Menschen mit Behinderung, die nicht sein müssen und die wir alle verändern können. Heute sind wir ein Fachdienst, der mit viel Erfahrung regenbogenbunte Menschen mit Behinderung auf dem Weg ihres Lebens begleitet und sie im selbstbestimmten Lebensvollzug unterstützt.
Ich freue mich über mein engagiertes Team, das jeden Tag einen wichtigen Beitrag leistet zum Abbau von Stigmata und Diskriminierung und das für SIE da ist.
Susanne Azimpoor
Wie das Küken in unser Logo kam
Auch das ist wieder eine persönliche Geschichte. Als ich 2009 in die Südstadt zog, hatte Gender-BeWo ein Ladenlokal als Büro und ich wohnte mit meinen Töchtern im Hinterhof. Dort hatten wir ein kleines Gärtchen und meine Töchter wollten unbedingt von „Opa Heinz“, unserem Eifel-Freund, Hühner abbekommen. Dazu war das Gärtchen jedoch doch zu klein. „Opa Heinz“ hatte die alternative Idee: selbst brüten, die Küken danach in die Eifel auf seinen Hof bringen, wo sie als glückliche Freilandhühner leben können und sie dort besuchen.
Er lieh uns einen Brutkasten. Als die Küken zu Ostern schlüpften, stellten wir unser kleines Kükengehege mit Wärmelampe ins Schaufenster vom Gender-BeWo-Laden und sie wurden zum Magneten für Jung und Alt. Die Kleinen staunten, die Alten erzählten von ihrer Kindheit in Kriegszeiten. Im zweiten Jahr bezog ich unsere Klient*innen mit ein und das Kükenbrüten wurde zu einem Projekt, das wir jährlich wiederholten. Sie waren begeistert, im durchleuchteten Ei von Woche zu Woche die Entwicklung des Lebens beobachten zu können. Begeistert vom ersten Piepen im Ei kurz vor dem Schlupf. Begeistert und gerührt vom zarten kleinen erschöpften frischgeschlüpften Küken, das sich am ersten Tag seines Lebens noch ganz wackelig auf den Beinen hält. Und verwundert, wie schnell sich die Kleinen ganz von allein zurechtfinden und wissen, was zu tun ist – Pellets picken, Wasser trinken, Kräuterbrei genießen, sich um einzelne Haferflocken streiten, spielen, kuscheln, Gesänge in der Sonne.
Es gab auch Küken mit Behinderung. Die hatten es nicht leicht, weil die anderen sie ausgrenzten und nach ihnen hackten, sie mussten geschützt werden. Manchmal brauchten sie ein separates Kükenzimmer, damit die anderen sie nicht verletzten.
Mit dem erstmaligen Brüten sind mir viele Parallelen zum Menschenbild und Selbstverständnis von Gender-BeWo eingefallen, somit fiel schnell die Entscheidung, das Küken als Symbol ins Logo aufzunehmen: Das Küken schlüpft aus dem Ei und das Ei ist das einfachste Symbol für Leben, auch wir Menschen stammen aus einer Eizelle.
Jedes Ei ist einzigartig! So wie auch Sie als Mensch!
Küken sind Nestflüchter und besitzen viele angeborene Fähigkeiten. Sie kommen sogar ohne eine Mutterhenne klar, allerdings brauchen sie dennoch Geborgenheit und Wärme. Wir fördern auch Sie im Sinne von „Nestflucht“ in Ihrem selbstbestimmten Lebensvollzug.
Unser Leitbild
Das Team hat in einem Inhouse-Workshop zur UN-BRK sein eigenes Mission Statement erarbeitet und formuliert:
Alle Menschen sind Individuen mit ihren persönlichen Geschichten und diversen Facetten. Alle haben die gleichen Rechte, verankert im Art. 1 Grundgesetz sowie in der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK). Alle Menschen verdienen ungeachtet der Geschlechterzugehörigkeit, Nationalität oder Religion den gleichen Respekt auf Augenhöhe.
Menschen haben individuelle Wünsche und Bedürfnisse und sind gesellschaftliche Wesen. Erkrankungen und gesellschaftliche Teilhabebarrieren stehen in Wechselwirkung zueinander. Erkrankungen können durch Teilhabebarrieren entstehen oder solche hervorrufen. Je nach Schwere weiten sich Teilhabebarrieren aus und können sich verschlimmern bis hin zu völliger Hilflosigkeit und Isolation. In Korrelation damit kann sich ein Krankheitsbild verschlechtern und das Leben in der eigenen Wohnung erschweren bis hin zu einer nötigen stationären Wohnform. Das wollen wir verhindern.
Es ist unser persönlicher und professioneller Anspruch, Ihnen ein Höchstmaß an Hilfen und Begleitung anzubieten, um Sie darin zu unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, welches sich nach Ihren persönlichen Vorstellungen und Wünschen richtet. Das bezieht sich zum einen auf den Verbleib in Ihrer eigenen Wohnung und in Ihrem vertrauten Umfeld. Gleichzeitig wollen wir dazu beitragen, dass Ihre Erkrankung Sie nicht isoliert und Ihnen weiterhin die gesellschaftliche Teilhabe möglich ist.
Wofür wir stehen
Unsere MISSION: Wir leben die UN-BRK!
- Gender Bewo bietet einen vorbehaltslosen Raum zur Entfaltung der persönlichen Wünsche zur Lebensführung und sozialer Nähe.
- Wir begegnen allen unseren Klient*innen offen und wertschätzend. So begleiten wir sie auf dem Weg zum vollen Ausleben der eigenen Identität und leisten Hilfe zur Selbsthilfe und zum selbstbestimmten Leben.
- Gender Bewo senkt Teilhabebarrieren. Wir sind vorbehaltlos und haben offene Türen für alle: Frau, Mann, beides, dazwischen – egal, wo Sie herkommen, wer Sie sind, wen Sie lieben!
Unsere VISION:
- Wir wollen durch unsere Offenheit eine treibende Kraft in der Gesellschaft sein, um jeder Person zu ermöglichen, die eigene Identität im vollen Umfang zu entfalten und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
- Gender Bewo sieht sich in ständiger Bewegung zur Förderung von Diversität, sowie zur Weiterentwicklung von Inklusion durch kulturelle, kreative, sportliche und soziale Angebote. Gender Bewo fördert den sozialen Austausch im Sozialraum.
- Wir möchten weiterhin das tun, wie wir es tun, und wir wollen mehr Anerkennung und Akzeptanz für die Problemlagen unserer Klient*innen!
Kurzkonzept in Beispielen
Zielgruppe
Wir arbeiten mit Menschen jeder Altersgruppe, die in unterschiedlich starkem Maß Leistungen der Eingliederungshilfe und der Jugendhilfe oder die Alltagshilfen und Betreuungs- und Entlastungsleistungen benötigen. Zu unserer Zielgruppe gehören in erster Linie Menschen mit einer seelischen oder geistigen Behinderung oder auch mit einer Suchterkrankung die, alternativ zu einer stationären Einrichtung, zum Verbleib im häuslichen Umfeld ambulante Hilfen benötigen. Je nach Unterstützungsbedarf bieten wir auch Leistungen für Menschen mit körperlicher Behinderung an. In immer stärkerem Maß erreichen uns aber auch Anfragen von Angehörigen oder Nachbarn, die sich um alleinlebende Menschen sorgen, die bisher noch nicht im Hilfesystem eingebunden sind und zu vereinsamen oder zu verwahrlosen drohen. Wenn diese sich an uns wenden, bieten wir ein Gespräch an, in dem die angemessenen Hilfen ermittelt werden. Gegebenenfalls vermitteln wir an andere Beratungsstellen zur weiteren Begleitung.
Warum Gender?
Im gesundheitlichen Bereich wird eine genderspezifische Diagnostik und Therapie verstärkt diskutiert. Bahnbrechend war hierfür unter anderem die Erkenntnis engagierter Ärzt*innen vor etwa dreißig Jahren. Sie deckten auf, dass Herzinfarkte bei Frauen bisher als solche gar nicht erkannt oder häufig zu spät diagnostiziert worden sind, weil sich die Leitsymptome im Vergleich zu Männern stark unterscheiden. Dadurch sterben Frauen wegen unerkannter Herzinfarkte noch immer viel zu häufig.
Aufgrund dieser Erkenntnis stellte sich die Schulmedizin viele geschlechtersensible Fragen – zum Beispiel über die unterschiedliche Wirkung von Neuroleptika bei Männern und Frauen. Im Vergleich zu jungen, gesunden Männern um die Dreißig haben Frauen einen ganz anderen Stoffwechsel. Folglich führt die Medikation zu gravierenden unerwünschten Wirkungen wie etwa zur Menopause und zu Gewichtszunahmen, unter denen die Betroffenen sehr leiden.
Markant ist auch das Beispiel der Statistiken von Suizidalität und Depression. Depression gilt als „Frauenkrankheit“, da die Statistik besagt, dass viermal so viel Frauen im Vergleich zu Männern daran erkranken. In unserer Praxis beobachten wir allerdings andere Leitsymptome bei Männern als die in den bisherigen Lehrbüchern beschriebenen:
Depressive Männer zeigen sich vordergründig oft aktionistisch-aggressiv oder sogar als heitere „Salonlöwen“ und überspielen nach außen ihre tiefe innere Depression. Frauen erleben wir dagegen als rückzügig oder hilfesuchen weinend, was von der Außenwelt als deutliches Symptom wahrgenommen wird.
Depression bei Männern wird überdeckt durch mürrisches, aggressives Verhalten, Wutausbrüche (eben schlicht männliche Verhaltensweisen)oder vordergründige Heiterkeit, was meist nicht als Symptom wahrgenommen wird. So konnte oder wollte 2008 zum Beispiel niemand ahnen, dass der bekannte Torwart Robert Enke an Depressionen litt. Bis er zum Schock aller Suizid begangen hatte.
„Im Jahr 2019 starben in Deutschland insgesamt 9 041 Personen durch Suizid - das waren 25 Personen pro Tag.
Männer nahmen sich deutlich häufiger das Leben als Frauen, rund 76 % der Selbsttötungen wurden von Männern begangen“
Studie des statistischen Bundesamtes. Das spricht für sich.
Hilfen wie aus einer Hand
Unsere Erfahrung zeigt, dass die Menschen am meisten von unserer Unterstützung profitieren, wenn sie Beziehungskontinuität und professionelle Nähe (statt Distanz!) erfahren, darum legen wir sehr viel Wert auf beides. Natürlich können auch wir eine gewisse Fluktuation nicht verhindern, denn Veränderungen im Privatleben der Mitarbeitenden, die eventuell zu einer Umorientierung führen, gehören zur Realität. Durch unser Prinzip der Tandem-Betreuungen fangen wir jedoch die Spitzen ab.
Krisen, ausgelöst durch Fehlzeiten der Bezugsperson wegen Urlaub oder Krankheit, können so weitestgehend vermieden werden. In thematischer Aufteilung kommt es vielen Klient*innen zugute, sowohl von einem Mann als auch von einer Frau betreut zu werden.
Die ergänzenden Alltagshilfen von Gender-Care bieten wir ebenso mit fest eingesetzten Betreuungsassistent*innen an, sodass sich um einen Menschen ein vertrautes Betreuungsteam bildet. Diese kleinen Teams rund um den Menschen werden oft als Ersatzfamilie oder als Familienergänzung erlebt, was wiederum Angehörige sehr entlastet. Eine weitere Bereicherung bietet die enge Kooperation mit dem Verein Gender-Inspiration e.V. mit seinen inklusiven Freizeit-Angeboten, in welchem viele unserer Peers mitwirken. Dadurch werden den Menschen im Gesamten ihre Helfer*innen vertraut und es entstehen individuelle soziale Netzwerke unserer Peers untereinander.
Kultursensibilität und Rollenbewusstsein
Einer unserer Schwerpunkte liegt neben dem gendersensiblen Ansatz in der inter-kulturellen Betreuung. Anfänglich ist für viele Hilfesuchende das Gender-Thema gar kein Thema, weil (noch) kein Bewusstsein dafür vorhanden ist. Viele erfahren es aber als bereichernd, sich im Rahmen einer gendersensiblen Alltagsbetreuung mit rollenbedingten Hindernissen auseinandersetzen zu können, weil sie niederschwellig darauf aufmerksam (gemacht) werden. So zum Beispiel eine Frau aus unserem mitteleuropäischen Kulturkreis, die sich ohnmächtig und hilflos fühlte, weil ihr „ein Mann fehlte“, um in der Wohnung ein kleines Wandbord für ihre Küchengewürze anzubringen. Sie staunte sehr, als ihre hauswirtschaftliche Hilfe mit der Bohrmaschine kam und die ersten zwei Löcher bohrte. Die nächsten beiden bohrte sie mit einer kleinen körperlichen Restunterstützung der Alltagsbetreuerin selbst und schraubte ihr Regal an. Die Intervention der weiblichen Helferin machte die Klientin stolz und gab ihr mehr Auftrieb, als wenn ein Mann diese Aufgabe für sie erledigt hätte. Ermutigt versuchte sie sich gemeinsam mit ihrer Alltagsbetreuerin nun auch an anderen kleinen handwerklichen Dingen und fühlte sich in ihrer Wohnung wieder zufriedener.
In einem weiteren Beispiel geht es um eine Frau aus dem muslimischen Kulturenkreis, die nach einem siebenmonatigen stationären Aufenthalt zu Gender-BeWo kam. Ihre Geschichte: sie leitete erfolgreich einen Frisiersalon. Nach ihrer Heirat wollte ihr Mann schnell Kinder haben und er sowie die Familie des Mannes wünschten sich, dass sie aufhörten zu arbeiten. Es für ihn peinlich sei, wenn die Frau auch Geld verdiene – vor allem sogar mehr Geld verdiente als er. Da würde er ein Gesicht verlieren. Sie gehorchte und wurde depressiv. Nach der Geburt des zweiten Kindes fiel sie in eine schwere Schwangerschaftspsychose, die sie hochtraumatisch erlebte. Der Mann ließ sich von ihr scheiden und entzog ihr die Kinder. Bei ihrer Entlassung stand sie noch unter Psychopharmaka-Medikation und litt unter „Beklemmungen“, ein Symptom-Cocktail von Atemnot, Angst, Druck im Oberbauch und in der Herzgegend. Besonders stark wurden die Beklemmungen, wenn es darum ging, dass der Mann ihr keinen Umgang mit ihren Kindern erlauben wollte. Durch die parteiliche Begleitung von Gender-BeWo lernte sie, dass sie auch „ganz anders“ sein darf. Nach zwei Jahren fachliche Begleitung durch Gender-BeWo und parallele Psychotherapie fühlte sie sich wieder so stabil, dass sie einen Minijob annehmen und mit ihrer Ärztin die Medikamente ausschleichen konnte. Sie erstritt sich mit der Unterstützung Gender-BeWos erst das Besuchsrecht, später sogar das geteilte Sorgerecht für ihre Kinder. Nach und nach hat sie auch im beruflichen Leben wieder Fuß gefasst und kommt ohne uns aus.
Qualitätsmanagement
Wir garantieren eine fachliche Begleitung und Unterstützung unserer Klient*innen. Gender-BeWo stellt hohe Ansprüche an die soziale Kompetenz und die kommunikativen Fähigkeiten der Betreuungskräfte. Hierzu zählen Eigenschaften wie Geduld, Einfühlungsvermögen und eine wertschätzende Haltung gegenüber den jeweiligen individuellen Bedürfnissen der Klient*innen, Humor und die Identifikation mit unserem Leitbild. Weiterhin zeichnen sich unsere Mitarbeiter*innen durch hohe Zuverlässigkeit, Flexibilität und eine gute Teamfähigkeit aus. Eine positive Einstellung gegenüber Menschen mit Unterstützungsbedarf, ein kreatives und verantwortungsvolles Arbeiten sowie körperliche und seelische Stabilität der einzelnen Mitarbeitenden sind weitere Grundvoraussetzungen für die Arbeit bei Gender-BeWo.
Die Betreuungskräfte nehmen an regelmäßigen Dienstbesprechungen, Inhouseschulungen und externen Fortbildungen teil. Ebenso besuchen sie einmal jährlich eine Pflege-Fortbildung. Neue Kolleg*innen werden in ihren ersten Einsätzen begleitet und von erfahrenen Mitarbeitenden geschult. Schwierige Situationen im Betreuungskontext werden zeitnah in Einzelgesprächen mit der Leitung besprochen und es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. Die Team-Leitungsebene von Gender-BeWo besteht aus zwei Sozialarbeiter*innen, die beide ebenfalls staatlich examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen sind. Dadurch stehen sie als Fachkräfte bei Rückfragen und Gesprächsbedarf zur Verfügung. In Krisensituation leiten unsere Mitarbeitenden notwendige Hilfe sofort ein.
Sollten Mitarbeitende aufgrund von Krankheit oder anderen Gründen ausfallen, sind ausreichend qualifizierte Kolleg*innen im Team vorhanden, um einen Ausfall ausreichend abzudecken. Da wir in Betreuungstandems arbeiten, sind die jeweiligen Vertretungen in der Regel nicht unbekannt. Selbstverständlich wird jede*r Klient*in zeitnah über die Abwesenheit von Mitarbeitenden informiert.
Beschwerdemanagement
Im Fall einer Unzufriedenheit können Sie sich jederzeit an die Teamleitung wenden. Sie wird den Gründen dafür sofort nachgehen und das persönliche Gespräch mit den betreffenden Mitarbeitenden suchen. In gravierenden Fällen wird die Geschäftsführung einbezogen. Für den Fall, dass Sie sich zuerst an eine unbeteiligte Person wenden wollen, können Sie sich vertraulich mit unserem internen Beschwerdemanagement in Verbindung setzen. Ansprechpartnerin ist bewusst eine Mitarbeiterin, die nicht in die Betreuungen und persönlichen Kontakte involviert ist. Sie ist zu erreichen unter beschwerdemanagement@gender-bewo.de.
Sollte sich der Beschwerdegrund nicht auflösen lassen und das Vertrauensverhältnis dadurch gestört sein, können Sie sich als neutrale Beratungsstelle auch an das
Zentrum für selbstbestimmtes Leben (ZSL) wenden
Zentrum für selbstbestimmtes Leben (ZSL)
An der Bottmühle 2
50678 Köln
Telefon: 0221 - 32 22 90